Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns fragen: Warum komme ich nicht voran? Warum fühlt sich alles so schwer an, obwohl ich mich so sehr bemühe? In solchen Augenblicken schauen wir oft nach außen – auf die Umstände, auf andere Menschen, auf das Leben selbst. Doch nicht selten liegt die eigentliche Blockade in uns selbst. Wir stehen uns im Weg, ohne es zu merken.

Doch warum ist das so? Und – viel wichtiger – wie können wir beginnen, Platz zu machen für das, was uns wirklich wichtig ist?

 

Innere Blockaden: Unsichtbar, aber wirksam

Wir alle tragen ein unsichtbares Gepäck mit uns: Gedankenmuster, Überzeugungen, emotionale Prägungen. Sie beeinflussen, wie wir uns selbst sehen, wie wir handeln – und wie wir auf Herausforderungen reagieren. Manche dieser inneren Programme dienen uns gut, andere jedoch halten uns klein, machen uns ängstlich oder treiben uns in die Erschöpfung.

Vielleicht kennen Sie Sätze wie:

  • „Ich muss stark sein.“
  • „Ich darf keine Fehler machen.“
  • „Ich bin nicht gut genug.“

Solche Gedanken sind nicht einfach da – sie sind gelernt. Oft übernehmen wir sie unbewusst aus unserer Kindheit, aus der Gesellschaft oder aus vergangenen Erfahrungen. Mit der Zeit werden sie zu Überzeugungen, die unser Verhalten steuern – auch wenn sie uns längst nicht mehr dienlich sind.

 

Warum wir uns selbst im Weg stehen

Sich selbst im Weg zu stehen bedeutet, dass unsere inneren Muster verhindern, dass wir unser Potenzial leben. Das kann sich auf ganz unterschiedliche Weise zeigen:

  • Sie schieben Projekte auf, obwohl Sie sich danach sehnen, kreativ zu sein.
  • Sie sagen „ja“, obwohl Sie „nein“ fühlen – aus Angst, andere zu enttäuschen.
  • Sie zweifeln ständig an sich, obwohl andere Ihre Kompetenz schätzen.
  • Sie versuchen, alles perfekt zu machen – und verlieren dabei Leichtigkeit und Freude.

Das Paradoxe: Oft geschieht diese Selbstsabotage aus einem Wunsch nach Sicherheit. Ihre Psyche versucht, Sie vor Schmerz, Misserfolg oder Ablehnung zu schützen. Doch dieser Schutzmechanismus wird zum Käfig, wenn er Sie daran hindert, das Leben zu führen, das Sie sich wirklich wünschen.

 

Wie Sie Platz machen können – Schritt für Schritt

Der erste Schritt ist nicht Veränderung – sondern Bewusstheit. Sie können nichts ändern, was Sie nicht erkennen. Beobachten Sie sich selbst, mit Neugier und Freundlichkeit. Fragen Sie sich:

  • Was denke ich in schwierigen Momenten?
  • Welche inneren Stimmen halten mich zurück?
  • Welche Muster wiederholen sich in meinem Leben?

1. Akzeptanz statt Kampf

Ein häufiger Fehler ist, gegen sich selbst zu kämpfen: gegen die Angst, gegen Zweifel, gegen „negative“ Gedanken. Doch dieser Kampf kostet Kraft – und verstärkt oft das Problem. Der Schlüssel liegt in Akzeptanz: Erlauben Sie sich, auch mit Unsicherheit oder Angst weiterzugehen. Sie müssen nicht perfekt sein, um handlungsfähig zu sein.

2. Abstand gewinnen

Gedanken sind nicht die Wahrheit – sie sind mentale Ereignisse. Stellen Sie sich vor, Ihre Gedanken wären wie Wolken am Himmel. Sie können sie betrachten, ohne sich mit ihnen zu identifizieren. Eine hilfreiche Frage lautet: Ist das ein Gedanke, der mich weiterbringt – oder einer, der mich klein hält?

3. Werteorientiert handeln

Anstatt sich von Angst oder Zweifeln leiten zu lassen, richten Sie Ihr Handeln an Ihren Werten aus. Fragen Sie sich: Was ist mir wirklich wichtig? Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben – sondern etwas zu tun, weil es Ihnen am Herzen liegt, trotz der Angst.

4. Kleine Schritte, große Wirkung

Veränderung braucht nicht immer große Umbrüche. Oft reicht ein erster kleiner Schritt:

  • Ein offenes Gespräch, das Sie lange aufgeschoben haben.
  • Eine kreative Idee, die Sie endlich ausprobieren.
  • Eine Pause, die Sie sich gönnen – ohne schlechtes Gewissen.

Liebe Leserinnen und Leser,

sich selbst im Weg zu stehen bedeutet nicht, dass Sie „falsch“ sind. Es bedeutet, dass Sie menschlich sind – mit Bedürfnissen, Ängsten und Schutzmechanismen. Doch Sie haben die Fähigkeit, neue Wege zu gehen. Platz zu machen. Raum zu schaffen – für Entwicklung, Freude und Lebendigkeit.

Stellen Sie sich vor, wie es wäre, nicht mehr ständig gegen sich selbst anzukämpfen. Wie viel Energie frei würde. Wie viel Klarheit entstehen könnte. Vielleicht ist es nicht das Leben, das schwer ist – sondern das alte Gepäck, das Sie noch tragen. Und vielleicht reicht es, Stück für Stück loszulassen, was Sie nicht mehr brauchen.

Rainer Schwenkkraus

Berater und Autor