In der heutigen schnelllebigen Welt, in der Ablenkungen an jeder Ecke lauern und Stress oft unseren Alltag bestimmt, scheint es eine ständige Herausforderung zu sein, im Hier und Jetzt zu verweilen. Achtsamkeit, ein Begriff, der in den letzten Jahren immer populärer geworden ist, bezeichnet die Fähigkeit, bewusst und ohne Wertung im gegenwärtigen Moment präsent zu sein.
In meiner psychologischen Praxis werde ich oft mit der Frage konfrontiert, warum es so schwer ist, achtsam zu sein. Warum aber fällt es uns oft so schwer, diese scheinbar simple Praxis zu kultivieren?
Die buddhistische Psychologie bietet eine tiefe Einsicht in die Natur unseres Geistes und gibt Aufschluss darüber, warum Achtsamkeit eine kontinuierliche Übung ist. Ein grundlegender Aspekt ist die ständige Aktivität unseres Geistes. In der buddhistischen Sichtweise wird der Geist oft als ein „Affe“ beschrieben, der von einem Gedanken zum nächsten springt. Diese ständige Fluktuation der Gedanken kann es schwierig machen, in der Gegenwart zu verweilen.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Festhalten an Vorstellungen und Erwartungen. Wir neigen dazu, die Realität durch unsere eigenen Filter zu sehen und bewerten sie dementsprechend. Dieses Festhalten an festgelegten Vorstellungen kann dazu führen, dass wir den gegenwärtigen Moment verpassen, da wir damit beschäftigt sind, ihn zu analysieren oder zu beurteilen.
Achtsamkeit erfordert auch eine gewisse Offenheit und Akzeptanz gegenüber dem, was ist. Dies bedeutet nicht, passiv zu sein oder die Realität zu negieren, sondern vielmehr anzuerkennen, dass die Dinge sind, wie sie sind, und darauf mit einem offenen Herzen zu reagieren.
Ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird, ist die Tiefe der Konditionierung unseres Geistes. Unsere Denk- und Verhaltensmuster sind das Ergebnis von Jahren an Erfahrungen, Erziehung und Umweltfaktoren. Diese Muster zu erkennen und zu transformieren erfordert Zeit und Geduld.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Achtsamkeit kein statischer Zustand ist, den man einmal erreicht und dann für immer behält. Sie ist vielmehr eine kontinuierliche Praxis, die Zeit, Geduld und Übung erfordert.
Die buddhistische Psychologie lehrt uns, dass es normal ist, abzuschweifen und von der Praxis abzukommen. Es geht darum, sanft zur Präsenz zurückzukehren, ohne sich selbst zu verurteilen.
In einer Welt, die oft von Multitasking und ständiger Ablenkung geprägt ist, mag Achtsamkeit zunächst wie eine Herausforderung erscheinen. Doch die tiefe Freiheit und innere Ruhe, die sich aus dieser Praxis entwickeln können, sind es wert, die Mühe zu investieren. Durch die Erkenntnisse der buddhistischen Psychologie verstehen wir, dass die Schwierigkeit, achtsam zu sein, Teil des menschlichen Zustands ist. Es liegt an uns, mit Geduld und Mitgefühl diese Praxis zu kultivieren und die wertvollen Früchte zu ernten, die sie zu bieten hat.
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