Die Frage, warum es keinen Frieden auf Erden gibt, beschäftigt mich in Zeiten wie diesen sehr häufig. Wie viele andere sehne auch ich mich nach einer Welt, in der Menschen in Harmonie leben, ohne Kriege, ohne Hass und ohne Ungerechtigkeit. Doch wenn wir ehrlich sind, scheint dieser Traum unerreichbar. Warum nur? Die Gründe sind vielfältig – und vielleicht auch ernüchternd. Aber gleichzeitig gibt es Momente, die uns zeigen, dass der Weg zum Frieden vielleicht nicht unmöglich ist. Hier sind meine Gedanken dazu.

 

Die menschliche Natur – ein zweischneidiges Schwert

Es ist schwer zu leugnen, dass wir Menschen eine komplexe Mischung aus Licht und Schatten sind. Auf der einen Seite haben wir die Fähigkeit zu Mitgefühl, zur Liebe und zur Zusammenarbeit. Doch auf der anderen Seite liegt in uns auch das Potenzial für Gier, Neid und Gewalt. Wir kämpfen seit Urzeiten um Ressourcen, um Macht und Einfluss, und manchmal scheint es, als würde dieser Drang, „besser“ oder „stärker“ zu sein, tief in unserer Natur verankert sein. Das mag düster klingen, aber es ist auch eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, an uns selbst zu arbeiten, unsere Instinkte zu hinterfragen und unsere Fähigkeit zur Empathie und Mitgefühl zu kultivieren.

 

Ungerechtigkeit – der Nährboden für Konflikte

Eine der größten Hürden für den Frieden ist die Ungerechtigkeit, die überall auf der Welt existiert. Ich denke oft daran, wie absurd es ist, dass einige von uns im Überfluss leben, während andere hungern oder ohne Zugang zu grundlegenden Dingen wie Nahrung oder Gesundheit sind. Diese Ungleichheit schafft nicht nur Leid, sondern auch Wut und Frustration – Gefühle, die sich schnell in Gewalt und Aufruhr entladen können. Solange wir als Gesellschaft nicht bereit sind, ernsthaft gegen Ungleichheit vorzugehen, bleibt echter Frieden ein ferner Traum.

 

Ideologien und das ständige Bedürfnis, „Recht“ zu haben

Vielleicht kennen Sie das auch: Diese Diskussionen, in denen es nicht mehr um einen Austausch von Ideen geht, sondern nur noch darum, wer am Ende „Recht“ hat. Auf globaler Ebene ist das nicht anders. Politische, religiöse oder kulturelle Überzeugungen stoßen oft aufeinander, und anstatt nach Lösungen zu suchen, verteidigen viele ihre Ansichten mit Zähnen und Klauen. Ich frage mich, ob der Schlüssel nicht darin liegt, demütiger zu sein – zu akzeptieren, dass es nicht immer eine absolute Wahrheit gibt und dass verschiedene Perspektiven auch friedlich nebeneinander existieren können.

 

Macht und die Illusion von Kontrolle

Wenn ich Nachrichten schaue, wird mir oft klar, dass so viele Konflikte auf das Streben nach Macht und Kontrolle zurückzuführen sind. Staaten, Eliten und auch einzelne Menschen kämpfen darum, ihren Einfluss auszuweiten oder zu verteidigen. Dabei geht es oft um Ressourcen, Territorien oder wirtschaftliche Interessen. Es ist ein Spiel der Geopolitik, in dem die Schwächeren oft auf der Strecke bleiben. Und doch frage ich mich: Ist dieses Streben nach immer mehr Macht wirklich der Weg zum Glück? Oder verlieren wir dabei das, was uns als Menschheit eigentlich verbinden sollte – nämlich die Fähigkeit, zusammenzuarbeiten und gemeinsam Lösungen zu finden?

 

Vergangene Wunden und der Kreislauf der Gewalt

Eine der traurigsten Ursachen für den fehlenden Frieden ist der Kreislauf der Gewalt, der sich von Generation zu Generation fortsetzt. Alte Feindschaften, ungelöste Konflikte und vergangenes Leid prägen viele Teile der Welt. Ich kann gut verstehen, dass es schwer ist, zu vergeben – gerade wenn tiefe Wunden bleiben. Aber ich glaube, Frieden beginnt oft dort, wo Menschen bereit sind, den ersten Schritt zu tun, das Schweigen zu brechen und sich gegenseitig zuzuhören.

 

Der Mangel an globaler Zusammenarbeit

In unserer vernetzten Welt könnte man meinen, dass wir eigentlich besser darin sein sollten, gemeinsam Lösungen zu finden. Aber oft stehen nationale Interessen und Egoismen im Vordergrund, anstatt das Wohl aller Menschen. Es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie internationale Institutionen versagen, weil sie von Machtinteressen blockiert werden. Aber vielleicht liegt genau hier die Hoffnung: Wenn wir mehr Menschen haben, die global denken, die bereit sind, über ihre eigenen Grenzen hinauszusehen, dann könnten wir doch einen Wandel herbeiführen.

Liebe Leserinnen und Leser,

trotz all dieser Herausforderungen glaube ich an die Möglichkeit von Frieden. Vielleicht bin ich naiv, aber ich sehe immer wieder Menschen, die sich für Gerechtigkeit, für Verständigung und für das Wohl anderer einsetzen – und das gibt mir Hoffnung. Frieden beginnt nicht nur in den großen Hallen der Politik, sondern auch in den kleinen Gesten des Alltags. Vielleicht ist der Weg zum Frieden lang und steinig, aber er ist nicht unmöglich. Es liegt an uns allen, einen Beitrag zu leisten – durch Mitgefühl, durch Toleranz und durch den Mut, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Rainer Schwenkkraus

Berater und Autor