In der heutigen Gesellschaft scheint es fast so, als würde sich das Leben nur um die Suche nach besonderen Erlebnissen drehen – den großen Momenten, die wir als „Highlights“ bezeichnen. Auf Social Media werden diese oft inszeniert und gefeiert, was den Eindruck vermittelt, dass ein erfülltes Leben vor allem aus Höhepunkten besteht: aus exotischen Reisen, aufregenden Hobbys und besonderen Erfolgen. Doch brauchen wir wirklich all diese Höhepunkte um zufrieden zu sein? Oder führen sie uns sogar von einem tieferen und nachhaltigeren Glück weg?

 

Was macht uns wirklich zufrieden?

Zufriedenheit ist ein komplexes Gefühl, das nicht auf einfache Weise erreicht werden kann. Sie entsteht oft nicht aus einzelnen spektakulären Erlebnissen, sondern durch eine Balance aus Erfüllung, innerer Ruhe und Verbundenheit. Untersuchungen zeigen, dass vor allem soziale Beziehungen, Sinnhaftigkeit im Tun und Selbstakzeptanz zu einem hohen Wohlbefinden beitragen. In diesem Zusammenhang geht es weniger um außergewöhnliche Highlights, sondern um die Fähigkeit, das Leben im Alltag zu genießen.

Viele Menschen erleben ihre glücklichsten Momente nicht bei großen Events, sondern in ruhigen Augenblicken: beim gemeinsamen Essen mit Freunden, in der Umarmung eines geliebten Menschen oder während eines entspannten Wochenendes zu Hause. Das sind keine außergewöhnlichen Höhepunkte sondern Momente, die wir als selbstverständlich empfinden, die aber durch ihre Regelmäßigkeit eine Basis für Zufriedenheit schaffen. Tatsächlich ist es oft die Kunst, genau diese vermeintlich unscheinbaren Augenblicke zu genießen und ihnen Bedeutung zu geben.

 

Die Schattenseite der Highlights: Der Vergleichsdruck

Der Drang ständig Highlights zu erleben, kann auch eine Schattenseite haben. Wenn wir unser Glück nur in besonderen Ereignissen suchen, kann das dazu führen, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen. Dies ist insbesondere in der Welt der sozialen Medien deutlich, wo Menschen ihre besten Momente präsentieren und der Alltag oft ausgeklammert wird. Der ständige Vergleich mit dem scheinbar perfekten Leben anderer setzt uns unter Druck und lässt uns an unserem eigenen Alltag zweifeln. Das Ergebnis kann eine zunehmende Unzufriedenheit sein, da wir uns das eigene Leben im Vergleich zum „Highlight-Leben“ der anderen als langweilig und unvollständig wahrnehmen.

 

Die „Hedonistische Tretmühle“: Warum Highlights oft nicht von Dauer sind

Ein weiteres Problem des Fokus auf Highlights ist das Phänomen der sogenannten „hedonistischen Tretmühle“. Dieser Begriff beschreibt die Tendenz des Menschen, sich an positive Erlebnisse schnell zu gewöhnen und dadurch den gleichen Grad an Glücksempfinden bald nicht mehr zu erreichen. Sobald wir ein Highlight erlebt haben, steigt oft die Erwartung, dass das nächste Ereignis noch aufregender sein muss, um den gleichen Glücksrausch zu erzeugen. Dadurch geraten wir in eine Art Endlosschleife, in der immer aufregendere und intensivere Erlebnisse nötig sind, um dasselbe Glücksgefühl zu empfinden. Auf Dauer kann diese Erwartung jedoch nicht erfüllt werden und führt in vielen Fällen sogar zu einem Gefühl der Leere und Ernüchterung.

 

Die Bedeutung von Alltagsfreuden und Achtsamkeit

Achtsamkeit ist eine Praxis die uns helfen kann, das Glück im Moment zu finden, anstatt es in zukünftigen Highlights zu suchen. Studien zeigen, dass Menschen die sich bewusst Zeit nehmen, um kleine Freuden des Alltags zu schätzen, ein höheres Maß an Zufriedenheit und psychischem Wohlbefinden erleben. Indem wir achtsam sind, lernen wir, jeden Moment bewusst wahrzunehmen und ihm eine Bedeutung zu geben – sei es der Geruch des Kaffees am Morgen, das Gefühl der Sonne auf der Haut oder das Lächeln eines Freundes.

Dieser Fokus auf den Augenblick hilft uns, Zufriedenheit von innen heraus aufzubauen. Kleine Alltagsfreuden stabilisieren unser Wohlbefinden und machen uns unabhängig von äußeren Ereignissen. Wer sich an diesen einfachen Freuden erfreuen kann, empfindet das Leben als reich und erfüllend, auch ohne ständig nach neuen Erlebnissen zu streben.

 

Highlights als Ergänzung, nicht als Grundlage für Zufriedenheit

Das bedeutet natürlich nicht, dass Highlights an sich schlecht sind. Sie bereichern unser Leben und bieten eine Abwechslung, die uns neue Energie und Inspiration schenken kann. Ein schönes Konzert, ein Wanderurlaub oder der Erfolg im Beruf sind wunderbare Erlebnisse, die das Leben bunt machen. Wichtig ist jedoch, dass wir lernen sie als das zu sehen, was sie sind: besondere Momente die das Leben ergänzen, aber nicht bestimmen sollten.

Wenn wir Highlights nicht als den einzigen Weg zur Zufriedenheit ansehen fällt es leichter, sie in Maßen zu genießen und ihre Vergänglichkeit anzunehmen. Anstatt die Highlights zum Maßstab für unser Glück zu machen, können wir sie als schöne Episoden wertschätzen die das tägliche Leben bereichern.

 

Zufriedenheit durch Tiefe und innere Balance

Letztlich geht es bei echter Zufriedenheit um Tiefe statt um Höhepunkte. Menschen die eine innere Balance finden, sind in der Lage, ihre eigene Lebensweise anzunehmen, ohne ständig nach etwas „Besserem“ zu streben. Sie leben in Harmonie mit sich selbst und den Menschen die ihnen wichtig sind, und empfinden das Leben als sinnvoll, auch wenn es manchmal herausfordernd ist.

Diese innere Balance entsteht wenn wir uns selbst kennen, unsere Stärken und Schwächen annehmen und ein Leben führen, das unseren eigenen Werten entspricht. Eine tiefe Zufriedenheit kommt oft dann zustande, wenn wir unser Leben als sinnvoll und uns als wertvoll empfinden, unabhängig von äußeren Highlights oder Erfolgserlebnissen.

Liebe Leserinnen und Leser,

wir brauchen keine ständige Abfolge von Highlights, um zufrieden zu sein. Sie sind eine Bereicherung, aber kein Fundament für ein glückliches Leben. Die dauerhafte Zufriedenheit liegt in der Fähigkeit, den Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen anzunehmen und die kleinen Momente zu schätzen, die das Leben lebenswert machen. Ein Leben, das weniger von der Jagd nach Höhepunkten und mehr von tiefer Verbundenheit, Achtsamkeit und innerer Ausgeglichenheit geprägt ist, führt häufig zu einem nachhaltigen Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit.

Rainer Schwenkkraus

Berater und Autor