Kämpfen Sie noch, oder akzeptieren Sie schon?

Akzeptanz spielt in der Buddhistischen Psychologie, aber auch in westlichen psychotherapeutischen Verfahren eine wichtige Rolle. Häufig ist die fehlende Bereitschaft Gefühle und Gedanken zu akzeptieren die Ursache dafür, dass wir leiden.

Akzeptanz in diesem Kontext bedeutete nicht, alles ungeprüft hinzunehmen und zu resignieren. Frei nach dem Oetinger Gebet: Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Bedarf es durchaus einer Überprüfung dessen, wo es Sinn macht die Finger davon zu lassen und wo nicht.

Häufig ist das belastende Gefühl selbst das geringere Übel, als die praktizierten Vermeidungsstrategien und deren Nebenwirkungen. Verdeutlichen möchte ich dies an dem Beispiel eines Menschen, der als Vermeidungsstrategie Drogen oder Alkohol einsetzt, um schmerzhaften Gefühlen und Gedanken zu entfliehen. Oder denken Sie an Menschen, die sich davor fürchten, dass der Partner sie betrügt. Hier ist die Vermeidungsstrategie häufig, dass der Partner kontrolliert wird, was auch hier zu unerwünschten Nebenwirkungen führt und letztendlich nicht zur Lösung des eigentlichen Problems.

Es macht Sinn zu erkennen, dass wir Gedanken und Gefühle einfach nicht im Griff haben, bzw. kontrollieren können. Diese Tatsache führt häufig dazu, dass wir versuchen diesen auszuweichen. Viel sinnvoller ist es, diesen Gedanken und Gefühlen mit Akzeptanz zu begegnen.

Leider ist das leichter gesagt als getan.

Es reicht nämlich beileibe nicht aus, sich mal eben vorzunehmen, „ich akzeptiere dies oder jenes“.

Zuallererst benötigen Sie hierzu eine gewisse Bereitschaft und den festen Willen nicht mehr dagegen ankämpfen zu wollen. Machen Sie sich bewusst, welche Strategien Sie bisher angewendet haben und welches Resultat Sie damit erzielt haben. Stellen Sie fest, wie effektiv oder hilfreich Ihr Vorgehen bisher war. Vermutlich werden Sie feststellen, dass Sie versucht haben die Kontrolle über etwas zu bekommen, dass sich nicht kontrollieren lässt.

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.
Jeden Morgen ein neuer Gast.
Freude, Depression und Niedertracht –
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit
kommt als unverhoffter Besucher.
Begrüße und bewirte sie alle!
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,
die gewaltsam Dein Haus
seiner Möbel entledigt,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht bereitet er dich vor
auf ganz neue Freuden.
Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür
und lade sie zu Dir ein.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu Deiner Führung
geschickt worden aus einer anderen Welt.

Rumi

Eine deutlich bessere Alternative ist es, durch Bereitschaft und Akzeptanz Gefühle und Gedanken zuzulassen und ihnen nicht auszuweichen. Ja, anstatt Nein zu sagen. Hierzu ist es teilweise sinnvoll, dies unter professioneller Anleitung zu tun, besonders dann, wenn es sich dabei um sehr schmerzhafte Gefühle handelt.